GOD IS AN ASTRONAUT live: Der Teufel ist ein Gleichhörnchen

 

Der geleckt schnieke Saal des Columbia Theaters Berlin bietet das korrekte Szenenbild für die ir(d)ischen All-Väter. Großer Dank außerdem an den Bringer der Seifenblasen, der damit den Weitblick eines Sternenfahrers bewies. An ihnen bricht sich das Scheinwerferlicht der einer bunten, vergnügten Lichtshow, das tief aus dem kosmischen Nebel dringt und die Schatten der Band auf die Bühne malt.

Der Bandname ist ebenso plakativ wie die schmerzlich bemühten Universalallegorien einer Musikrezension, welcher ohne sie ein pointierter Einstieg fehlte. GOD IS AN ASTRONAUT spielen ein Genre namens Space Rock, das sich den Fallstrick der Gleichförmigkeit mit Post und Math teilt. Was die Band ursprünglich, insbesondere auf dem zweiten Album All is violent, all is bright so brilliant machte, waren starke Melodien. Instrumentale Rockmusik mäandert gerne, und GIAA tun das auch, doch vergaßen sie nicht, starke, mitsummbare Akzente zu setzen - zuweilen fast schon Space Pop.

Diese Qualität hat innerhalb von sieben Alben ein wenig abgenommen. Es ist unvermeidlich: Die gefühlte Beliebigkeit setzt ein, alles klingt sehr ähnlich. Dabei muß man dem Trio fairerweise anrechnen, daß sich die Komplexität ihrer Kompositionen mit der Zeit erweitert hat - der Mitsummfaktor, der die Musik anfangs so packend machte, ist ein wenig geschrumpft, die technische Rafinesse gewachsen. Und ganz neu: im Titelstück Helios | Erebus versucht man sich ausnahmsweise an Gesang, wenngleich auf passend sphärische Art, welche die Worte verschleiert. Und Centralia ist ein echter Brecher, der wie große Teile des Live-Sets härter, schrammeliger daherkommt als die Studioaufnahmen und Bewegung fordert, aber nicht erzwingt.

Es macht überraschend große Freude, GOD IS AN ASTRONAUT live zu hören. Laut, gewaltsam, aber nicht gesundheitsgefährdend, sondern auf einem Pegel, der eine kristallklare Abmischung erlaubt. Die Studioversion stinkt ab dagegen, die meisten Heimanlagen ohnehin. Die Band ist ganz bei sich, meistens, hat aber sichtlich Freude, ein wenig Rockstar-Gestik, und wärmt gegen später den Saal mit einer Prise Humor auf. Die Laufzeit liegt irgendwo zwischen 90 und 120 Minuten und vergeht wie im Flug. Im interstellaren Flug.

Alle Zweifel sind ausgeräumt: GOD IS AN ASTRONAUT sind live hervorragend. Gleichförmigkeit zum Teufel; das achte, neunte und zehnte Album sind angesichts der damit verknüpften Touren jetzt bereits willkommen.