THEY CALL ME JEEG ROBOT: Total verstrahlt macht sich bezahlt

 

Blöde Frage: Warum nicht mal eine Superheldengeschichte in einem Crime-Drama verankern? Daß diese Kombination hervorragend funktioniert, beweist Gabriele Mainetti in seinem tonal selbstbewußten THEY CALL ME JEEG ROBOT (Lo chiamavano Jeeg Robot), wo es am legendären Jeeg Robot liegt, im wahren Leben Hiroshi Shiba genannt, die Welt vor dem bösen Feuerfürsten zu retten.

Im richtig echten wahren Leben heißt der Gute allerdings Enzo (Claudio Santamaria) und ist Kleinkrimineller, der sich gelegentlich vom Mafioso ein Stockwerk tiefer auf Jobs anheuern läßt und eines Tages auf der Flucht vor Verfolgern in ein Faß radioaktive Schlacke fällt, die ihm Superkraft verleiht. Hiroshi ist er nur in der Fantasie Allesias (Ilenia Pastorelli), der mental hängengebliebenen (erwachsenen) Tochter seines Nachbarn, die sich ihr mieses Leben lieber auf Basis ihres Lieblingsanimes umdenkt. Und auch die übernatürliche Bedrohung existiert nicht, wohl aber der machtgeile, mental entgleiste und skrupellose Fabio (Luca Marinelli), der eine ebenso kleine wie unbedeutende Gang anführt, bei der Mafia aber groß rauskommen will. Dementsprechend hat Enzo auch keine Heldenambitionen, sondern setzt seine neuen Kräfte lieber erst mal sehr viel pragmatischer ein und geht damit klauen.

Was in der übergreifenden Gesamtgeschichte als herkömmliche Origin Story funktioniert, gestaltet sich in der Ausführung zuerst als charakterfokussiertes Drama, danach noch als schwarze Komödie. Alle Elemente des Heldenmythos sind da und ebenso witzig wie charmant verdreht. Die obligatorische Liebesgeschichte ist ein unbeholfenes Ertasten zweier Vollversager im Leben, die einander zwingend brauchen, um überhaupt noch zu funktionieren. Der Oberbösewicht wird von vornherein als Witzfigur illustriert, dessen eigene Leute kein Problem mit Widerrede haben und seine mörderischen Ausbrüche peinlich berührt hinnehmen. Als Hintergrund dient das echte Italien voller politischer Tumulte, keine Comicbuchvariante.

Spärlich ist die Action, die man gemeinhin mit dem Superheldengenre assoziiert. Wenn sie passiert, ist sie faktisch und unspektakulär - selbst im großen Endkampf, den man sich trotz aller Genredekonstruktion doch nicht ganz verkneifen mag. Das ist freilich auch richtig so, denn Dekonstruktion ist ja nun auch nichts neues mehr, um nicht zu sagen: alt. Und so endet das Ganze logisch vollendet in einem berechtigten Augenzwinkern. Mainetti ist sich zu jedem Zeitpunkt bewußt, was für einen Film er da dreht und produziert aus einer klug geschriebenen Mischung an Selbstironie und ehrlichem Drama einen der besten »Heldenfilme« der letzten Jahre.