DESIERTO: Chekhov's Flare Gun

 

Der einsame Trucker mit seinem Tracker (Name des Hundes) hat's nicht leicht. Weil die Mexikaner immer noch nicht für die Grenzmauer bezahlt haben, muss er alles selber machen. Und so fährt er bei 48 Grad raus in die Bratsonne, um in der Wüste gen Mexiko ein paar illegale Übertreter zu schießen, die sich von einem wackligen, rostigen brusthohen Zaun nicht aufhalten lassen wollten. Erst läuft es prima, doch dann kommt der Salat: er erwischt sie nicht alle auf einmal. Und noch schlimmer: die Verbliebenen wollen leben! Also beginnt eine lange, anstrengende Jagd im Land der Steine und Kakteen.

Tatsächlich nimmt sich das Duell zwischen dem mordlustigen Schützen (Jeffrey Dean Morgan) und seiner hilflos flüchtigen Beute viel Zeit, ersteren zu beleuchten und alle Ereignisse beidseitig zu zeigen. Die Beweggründe des Vollpsychos werden dabei nicht klarer; er ist eben ein durchgeknallter Südstaaten-Hillbilly mit tief verwurzeltem Fremdenhaß. Entgeistert kann man nur zusehen, wie jener zwischen billigen Whiskey-Shots Freude an der Menschenjagd findet. Ein schwer verdaulicher Knochen, den Regisseur und Autor Jonás Cuarón da auswürgt.

Auf der anderen Seite des Laufs schlägt sich Gael García Bernal als einer der letzten Übriggebliebenen wie immer hervorragend. Klare Karrierelinie: die Verwicklung in Hundefilme von Amores Perros bis hier. Denn zweite Bedrohung neben dem wahnsinnigen Gringo ist sein auf Blut dressierter Köter. In der Isolation der Wüste bleiben angesichts solcher Widrigkeiten kaum Überlebenschancen. Die erdrückende Hitze schwemmt aus der Bildfläche, die weite, lebensfeindliche Ödnis der Wüste rahmt das Geschehen in Hoffnungslosigkeit. Doch man kämpft bis zum letzten Atemzug, weil alternativlos.

Cuarón liefert einen überraschungsfreien, handwerklich grundsoliden Thriller mit pfiffigem Timing ab. Schließlich gibt es im US-amerikanischen Süden (und Norden) tatsächlich genug Verrückte, die sich am eingebildeten Schrecken südamerikanischer Zuwanderung aufreiben. Wie zum Beweis wird DESIERTO bereits in einschlägigen Foren als linke Propaganda verschrien. Der Film also total politisch. Und ein Genrestreich, wie man ihn kennt und liebt. Die Moral von der Geschicht? Gibt es nicht.