CREEPY: Tatort Japan

 

Der Thriller, der Krimi, der Whodunnit. Er sucht nach Wegen, zu überraschen. Der Zuschauer ist erfahren. Er riecht die Lunte weit gegen den Wind (in Richtung des Windes gelänge ihm das nicht). Auf falsche Fährten locken lassen will er sich nicht, den er weiß ja um deren Vorhandensein. Doch was, wenn die Fährte nicht nur offenkundig, sondern auch richtig ist? Was, wenn der Verdacht zu nahe liegt, um wahr zu sein? Wer soll sich da noch auskennen.

Takakura (Hidetoshi Nishijima) ist der Name des Ex-Kommissars. Die letzte berufliche Begegnung mit einem Serienmörder nahm einen für alle Beteiligten unzufriedenstellenden Verlauf. Ein Jahr später fühlt er sich als Professor für Kriminalpsychologie nutzlos. Er will mal wieder was zu knacken. Nach dem Prinzip Willkür fischt er einen ungelösten Vermißtenfall aus der Datenbank des Unirechners. Gemeinsam mit einem alten Kollegen geht es daran, die Erinnerungen einer Hinterbliebenen auszugraben. Endlich mal wieder was los!

Währenddessen setzt seine Frau Yasuko (Yuko Takeuchi) ihre Hausfrauentage dazu ein, sich in der neuen Nachbarschaft bekannt zu machen. Keiner will was von ihr wissen. Der Einzige, der einen Hauch von Interesse zeigt, ist Nishino (Teruyuki Kagawa) von nebenan, der nur leider ein totaler CREEP Yst. So zumindest das Vorurteil. Er ist halt ein wenig sozial unbeholfen. Aber eigentlich ganz nett. Wenn er nicht gerade etwas total schaurig Verschrobenes von sich gibt.

Ein Schelm, wer eine Verbindung zwischen beiden Handlungssträngen erwartet. Daß im Hause Nishino etwas nicht rechtens sein möge, wird zu klar angedeutet, um wahr zu sein. Und überhaupt: Wo ist der zentrale Konflikt? Takakura spielt Hobbydetektiv, aber der Fall hat nun wirklich nichts mit ihm zu tun. Doch er braucht den Kick und kriegt nicht mit, wie daheim die heile Welt zusammenbricht.

Kiyoshi Kurosawa, nicht annähernd so taktvoll und relevant wie sein Namenscousin, läßt sich einen Haufen Zeit damit, den Spannungs-Unterbau für einen letzten Akt zu schaffen, der in einer Mischung aus Ungläubigkeit und Unglaublichkeit kulminiert. Wenn er den Schalter um- und das wahre Geschehen offenlegt, ist jenes bei aller Absehbarkeit doch düsterer als erwartet. Schade, daß es wie so oft eines Cocktails aus dummen Entscheidungen, Mangel an Kommunikation und schlicht irrationalem Verhalten diverser Akteure bedarf, um die Geschichte an diesen Punkt zu bringen. Spannend, aber intellektuell unbefriedigend. Wie ein guter Tatort, nur mit kräftig Überlänge und der gewissen japanischen Verdrehtheit. Denn jeder weiß: Die spinnen, die Japaner.