THE SIMILARS: Wenn der Bart nicht zum Propheten kommt

 

Mexiko: Die Busstation ist eine große Halle mit Reihen von Sitzbänken, einem Ticketbüro, öffentlicher Toiletten und einer Bar. Hier warten Leute auf den Bus. An diesem Abend sind es nur wenige, doch sie haben alle ein dringliches Anliegen. Einer muß ins Krankenhaus, um der Geburt seiner Kinder beizuwohnen. Eine andere muß ins Krankenhaus, um selbst zu gebären. Plus eine Handvoll anderer Personen, die auch irgendwohin müssen, während draußen ein apokalyptischer Regen wütet. Heute fahren keine Busse.

Die Ingredienzien eines guten Kammerspiels sind alle da. Eine Reihe klar definierter Figuren mit gerade genug Hintergrundinformation, um leicht kategorisierbar und dabei noch interessant zu sein. Ein fließender Wechsel im Machtgefüge der Akteure und in der Sympathie des Publikums. Eine Eskalation der Ereignisse und Emotionen, und ein Ereignis höherer Gewalt irgendwo da draußen, das alle gegen ihren Willen auf kleinem Raum zusammenbringt und -hält. Klar ist, daß etwas Übernatürliches vonstatten geht.

THE SIMILARS (Los Parecidos) ist über weite Teile seiner Laufzeit eine großartig angelegte Kakophonie aus Quatsch. Alles schreit danach, bitte nicht zu ernst genommen zu werden - die größte Stärke des Films. In weichgezeichnetem Beinahe-Schwarzweiß entfaltet sich eine Posse, die mit lustigen, skurrilen Begegnungen beginnt, dann plötzlich düster, aber noch skurriler wird, und schließlich wieder sehr lustig, weil am skurrilsten ihren unterhaltsamen Höhepunkt erreicht. Ein Höhepunkt, der jedoch leider nicht deckungsgleich mit dem Finale ist, welches die größte Schwachstelle in Isaac Ezbans eigenwilligem Machwerk darstellt.

Sowie der unweigerliche Drang, die absurden Vorgänge in der Busstation aufzuklären, das bis dahin wunderbar unvorhersehbare Drehbuch kapert, fällt der chaotisch konstruierte Nonsens in sich zusammen und wird auf eine Weise uninteressant, die selbst wieder überraschend ist. Nach all dem grob unerklärlichen Unfug ist die Banalität des Schlußaktes auch deshalb so enttäuschend, weil Isaac Ezban mit allen Mitteln klar macht - hallo, Stimme aus dem Off - daß in dieser unoriginellen Wendung genau das steckt, was uns der Künstler damit sagen will.