MY BIG NIGHT: Bißfester Spaß im Glas

 

Die Komödie, das schwerste aller filmischer Unterfangen. Der Humor, noch subjektiver als jede andere emotionale Reaktion. Nie kann man es jedem recht machen. Regisseur Álex de la Iglesia kommt der Massenkompatibilität mit MY BIG NIGHT (Mi gran noche) sehr nahe. Die überschwängliche spontane Reaktion eines Festivalpublikums klingt danach.

In Spanien ist immer die Hölle los, zumindest im Film. Draußen wird protestiert und randaliert, während man drinnen einer kapitalistischen Farce nachgeht. In diesem Fall die Voraufzeichnung einer großen Silvestergala mit allem nötigen Glitzer Glitzer, aber ohne echtes Publikum und mit Champagnerattrappen. Der Kamerakran erwischt einen der Statisten, und Jose (Pepón Nieto) erhält das Angebot, den freigewordenen Platz am Tisch zu füllen, wo er auf Kommando klatschen, lächeln und komplett ausrasten soll. Für die Tage andauernden Aufnahmen muß schließlich alles perfekt sein.

Jose fungiert hier weniger als Protagonist denn als Avatar des Zuschauers, der sich in einem großangelegten Ensemble aus Personen und Handlungssträngen zurechtfinden muß, die sich zuweilen nicht direkt kreuzen und dennoch alle aufeinander einwirken. Glücklicherweise aber sind die einzelnen Geschichten in sich konsistent und interessant genug, um auch abseits ihrer Interkonnektivität zu gefallen, so daß allzuviel mentale Eigenleistung des Zuschauers nicht erforderlich ist. Es gibt Inseln innerhalb dieses narrativen Strudels, der wenig Zeit für kritische Reflexion läßt und stattdessen die Lacher zu maximieren sucht.

Das gefühlte Chaos wird bildlich hervorragend unterstützt von einem klaustrophobisch überfüllten Set, in dessen pompöser Enge sich Promis, Produzenten und Proleten unwillkürlich aneinander reiben. Das Tempo wird ständig aufrechterhalten und von Showeinlagen akzentuiert, welche separat vom Beifall gefilmt werden; den Rest erledigt der Schnitt - hier drängt ein Stück Metakommentar aus der Thematik. Der Film ist zweifelsohne makellos konstruiert.

Doch wie steht es nun um den Humor? Die Charaktere in MY BIG NIGHT sind überzeichnete Karrikaturen, die exzentrische Dinge tun, weit entfernt von der erwarteten, normalen Reaktion normaler Menschen. Ein Stück Satire steckt darin, doch subtil genug, um nicht offen anprangernd zu sein. Eine gewisse Affinität zum Absurden wird vorausgesetzt. Dann ist MY BIG NIGHT - subjektiv gesprochen - scheiße lustig.