Die 10 sinnlosesten Top 10 2014

 

10. GOTY

Zum einen ist nichts herausragend Lobenswertes erschienen, zum anderen waren Coautoren des Blocks zu faul, ihre Einreichungen rechtzeitig einzureichen, was die ganze Chose reichlich von Sinn befreit. Außerdem hat eh niemand Zeit, den ganzen Kram hinreichend zu zocken. Fürwahr eine traurige Bilanz. GOTY steht für Game of the Year.


9. Top 10 Listen

Der rekursive Witz wird nie alt; er war es schon immer. Außerdem alles Ansichtssache. Alles. Von daher nimmt die Liste in der Liste zu Recht einen prominenten Platz in sich selbst ein.


8. Neujahresvorsätze

Da mit selbigen üblicherweise keine Einhaltungserwartungen verknüpft werden, sind diese zwar sinnlos, aber auch eine gute Gelegenheit, eine Reihe Allerweltsversprechen abzusondern. Vorschau auf den Block 2015:

Mehr als drei Beiträge pro Jahr. Hier hat es 2014 ein wenig geschwächelt. Da dieser Beitrag aber dazuzählt, ist Optimismus real.

Loslösung vom Blödel-Image. Da wird es schon schwieriger. Denn nichts liegt dem Block ferner, als stammtischartige Bierernstigkeit. Im Zweifel zählt der Gedanke.


7. Oshimen (teh bias)

Srsly, WTF.


6. Musik

Kunst ist subjektiv, Musik ganz besonders. Denn die technischen Kriterien sind minimal und in professionellen (und vielen unprofessionellen) Produktionen ohnehin stimmig und daher nicht ausschlaggebend. Ergebnis: keine einzige Top 10 Liste der besten Stücke/Alben innerhalb einer bestimmten Zeitspanne, eines Genres, einer Herkunft oder was auch immer hat jemals jemand anderes als den Verfasser selbst angesprochen. Das ist Fakt.


5. LLLL - Paradice

Das lang ersehnte erste Album der völlig unbekannten japanischen Schlafzimmerelektrogruppe LLLL, eine Zusammenfassung bisheriger EP-Titel und ein paar neuer Titel, krankt an technischen Kriterien, welche ihm eine höhere Platzierung unmöglich machen. Konkret: am Mastering - es gab keines. Die Lautstärke springt zwischen den Titeln auf und ab, daß es ein einziges nervtötendes Kuddelmuddel ist. Die Lösung: CD* rippen (oder als FLAC runterladen), Audiobearbeitungsprogramm öffnen, alle Titel vergleichen, den Job des nichtexistenten Produzenten nachholen und die Lautstärken angleichen. Anschließend wahlweise auf einen alten Rohling brennen, der noch aus Großvaters Nachlaß übrig ist, oder in das Musikformat der Wahl für den mobilen Einsatz umwandeln.

Der Lohn der Mühe? Eines der unbestreitbar besten Alben des Jahres. Wabernde Synthieriffs in Endzeitstimmung, was kann es schöneres geben? Die Antwort: vier weitere Alben des Jahres.

*Limitiert auf 250 Stück.


4. Mica Levi - Under The Skin

Der Soundtrack zu Scarlett Johanssons in kritischer Hinsicht zwiespältiger Nacktparade ist der beste des Jahres, und alle sind sich ausnahmsweise einig, was die hohe Platzierung nicht ganz so unsinnig macht, wie es dem ignoranten Pöbel, der anderer Meinung ist, erscheinen mag.

In der Tat läßt sich einfach behaupten, daß der Soundtrack der Britin zur Wirkung des Films beigetragen hat wie kein anderer seit Vangelis' Blade Runner. Zum einen, weil sich alles einfach behaupten läßt, zum anderen, weil dem Salzkorn ein Fünkchen Wahrheit innewohnt. Und wenn es schon der Film selbst, so sehenswert er ist, ganz knapp nicht in die Top 10 schafft, so soll er wenigstens auf diesem Wege lobend Erwähnung finden.


3. The Noisy Freaks - Straight Life

Dramaturgie spielt auf jedem herausragenden Album eine Rolle. The Noisy Freaks lassen sich einen Tick der Uhr zu viel Zeit, die schweren Geschütze auszufahren. Dann ist aber kein Halten mehr. Eine Hälfte funky Beatz, ein Drittel derbe BEATZ, ein Viertel pure Kunst aus Beatzzzz. Nach der Deprischeiße der Plätze 4 und 5 endlich mal ein Album, das einfach nur Spaß macht. Herkunft: Frankreich. Muß man mehr dazu sagen? Nö.

Höchstens noch eines für die Insider: Barmen Inferno. Selection. FUCK.


2. Sequin - Penelope

Endlich hat mal wieder ein Portugacke (-gackin) etwas erreicht, so sinnlos es auch sei. Der letzte namentlich nennenswerte war Ferdinand Magellan, und das ist ewig her.

Dieses Album gewinnt nicht durch herausragende künstlerische Leistung, sondern durch Konsistenz. Öliger Synthpop mit Weib und Gesang geht halt immer.


1. Rainbow99 - Seoul

Nichts hat jemals die Erstplatzierung in irgendeiner Liste verdient. Wer oder was ist Rainbow99? Wo ist Seoul? Wie klingt das alles? Fragen über Fragen, auf die es keine Antwort gibt.

Ein bärtiger Musiker aus Südkorea hat ein Erocktronica Album mit Postnoise-Einflüssen gemacht. Es ist gut.