Le Big Mac

 

Jeder, und damit sind alle gemeint, hat einmal Lust auf sogenanntes »Junk Food«, zu deutsch »Schrottessen«. Das ist Tatsache. Jeder weiß außerdem, daß dieses total ungesund ist. Beeindruckende Studien von großer Popularität (Stichwort »Kinofilm«) haben bewiesen, daß der ausschließliche Verzehr einer Sorte Essen über mehrere Wochen zu Gesundheitsstörungen führen kann. Das gilt freileich für Junk Food, Junk Drink oder Bärlauch gleichermaßen.

Diversität ist also angesagt, was angesichts des nahezu unerschöpflichen Warenaufgebots im Bereich Lebensmittel unmittelbar Entscheidungsprobleme erzeugt. Um dem unmündigen Bürger die Unterscheidbarkeit von guten und bösen Speisen zu erleichtern, gibt es die halbherzig verfolgte Idee der Kennzeichnung der Produkte durch Ampelfarben. Womit gemeint ist, daß der Deutsche Bundestag eine entsprechende Vorschrift dereinst mehrheitlich ablehnte und Lebensmittelhersteller nun freiwillig auf Ampelbasis kennzeichnen dürfen. Die geltende, von der Lebensmittelindustrie selbst erarbeitete und somit kernkompetente GDA-Kennzeichnung (»Guideline Daily Amount«) hingegen versorgt den Verbraucher nun schon seit Jahren mit verläßlichen Informationen, wie gut welches Produkt welchen Tagesbedarf an welchen Stoffen deckt und ist damit sehr hilfreich.

Besonders fortschrittlich und geradezu vorbildlich zeigte sich hier die beliebte schottische Restaurantkette McDonalds und verband jenes GDA-Kennzeichungssystem gekonnt mit dem Ampelsystem, um somit doppelt so informativ zu sein. Eiweiß ist demnach besonders schädlich, gefolgt vom mittelschädlichen Fett. Kohlenhydrate hingegen sind generell gesund. Ein Big Mac beispielsweise enthält besonders viel schädliches Eiweiß und Fett, aber nur wenig von den guten Kohlenhydraten. Die gestrichelte Linie zeigt hierbei die kritische Masse relativ zu einer unbekannten Nenngröße an.

Dreifach informativ wird die McDonalds Kennzeichung durch das einzigartige »Genderizing« bestimmter Essensbestandteile. Als besonders weiblich gelten Kilokalorien, männlich ist vor allem Kochsalz. Der klassische Big Mac ist der Grafik zufolge also besonders männlich. Frauen jedoch müssen schon etwa vier Big Macs essen, um ihren Tagesbedarf an Weiblichkeit zu decken. Die besondere Relevanz der Kennzeichnung für Frauen wird mit demselben leicht verständlichen Symbol deutlich gemacht, das schon im Genderizing der McDonalds Toiletten erfolgreich erprobt wurde. Somit ist der ernährungsbewußten Pubertierenden wie der hippen Seniorin gleichermaßen klargemacht: sorge dich nicht, wir kümmern uns um dich. Ein groß abgedrucktes i-Symbol rückt selbstbewußt nochmals den besonderen Informationswert der McDonalds-Kennzeichnung in den Vordergrund.

Angesichts solch ermutigender Vorstöße seitens der Industrie sind eventuelle Versäumnisse auf politischer Ebene leicht verschmerzbar. Auch kann es niemandem ernsthaft ein Anliegen sein, in sozialistische Regulierungsrepressalien zu verfallen, wie dies in der Schweiz erwogen wird oder wurde. Von der Ampelpflicht zum Minarettverbot ist es ein kleiner Schritt.

Dieser Artikel ist ALT. Er erschien zuletzt nicht im unveröffentlichten Lifestyle-Magazin »remède de la femme«.