K: Paß auf meine Eier auf

 

Franz Kafka (K) war ein Autor, dessen exzessiver Lebensstil ihn 1924 mit nur 40 Jahren das Leben kostete. In seiner Autobiographie Das Schloss beschreibt er nebst seiner problematischen Beziehung mit den Autoritäten auch sein von Sex bestimmtes, aber streßvolles und letztlich emotional unbefriedigendes Lotterleben. In dieser filmischen mongolischen Coverversion "K" haben wir daher das Glück, die junge, attraktive Darstellerin Jula in der Rolle als Ks Geliebte Frieda nackt zu sehen, zumindest ein Stück weit. Der Dank gilt den Regisseuren Erdenibulag Darhad und Emyr ap Richard, die das Buch einzig zu diesem Zwecke adaptiert haben.

Übersetzung: Der Film entstand als Vehikel für das schauspielerische Talent der Inneren Mongolei (China), und alle mögen und lesen Kafka, auch dort. Und wenngleich das gegenwärtige mongolische Setting einzigartig unter Kafka-Verfilmungen ist, haftet ihm, von der Sprache abgesehen, nichts eigentümlich mongolisches an. Und selbst diese ist irgendwie irrelevant, denn schließlich ist dies doch nur eine universelle Geschichte in der universellen Sprache des Films. So oder so ähnlich stellen die Filmemacher sich das zumindest vor.

Der Haken daran ist, daß die Sprache in K wenig filmisch, aber sehr literarisch ist. Dialoge aus dem Roman werden ohne großen Einfallsreichtum und ohne Einsatz originär filmischer Mittel vorgetragen. Schauspieler sitzen oder stehen gemeinsam in einem Raum und leiern Zeilen herunter. Nichts passiert, noch weniger als im Text. Die Figuren sind emotional unterkühlt und abstrakt, noch mehr als im Text. Doch während ein Buch seinem Leser die Kontrolle über das Tempo läßt, ist der Film in jedem Fall nach 86 Minuten zu Ende - soweit von Ende gesprochen werden kann, denn das Buch hat ja bekanntermaßen gar kein Ende, was natürlich seiner autobiographischen Natur geschuldet ist. Fazit: das alles ist wahnsinnig anstrengend und bietet Vertrauten keine neue Perspektive auf Kafka oder dessen Werk.

Für Unvertraute: Titelheld K (Bayin) kommt im Dorf ohne Namen an, bestellt vom Schloss, unter dessen Herrschaft das Dorf steht, um als Landvermesser zu arbeiten. Doch es gibt keine Arbeit, und die Dorfbewohner nehmen den Fremden nur widerwillig auf. Seinen Vorgesetzten Klamm, der nicht bei seiner immens wichtigen Arbeit gestört werden darf und dessen angebliche Geliebte Frieda bald mit K anbandelt, bekommt er nie zu Gesicht. Bei seiner Mission, Klamm oder anderer Offizieller des ominösen Schlosses habhaft zu werden, um endlich seine Arbeit aufnehmen zu können, stößt K auf mehr und mehr Widerstand.

Immerhin darf sich der Film rühmen, die erste mongolische Übersetzung von Das Schloss bereitzustellen - ursprünglich mußten die darin Beteiligten dieses ja auf mandarin lesen. Für das mongolischsprachige Publikum somit in jedem Fall ein Gewinn, für hiesig Belesene jedoch nur von zweifelhaftem Mehrwert.