ATOM HEART MOTHER: Nukulare Implosion

 

Was will uns der Künstler damit sagen? Jedenfalls war alles nur ein Traum. Diese Enthüllung ist ATOM HEART MOTHER (Madare Ghalb Atomi) vorangestellt. Der Träumer: Wir werden seinen Namen nie erfahren, sagt die Texttafel. Aber sicherlich handelt es sich doch um Regisseur/Autor Ali Ahmadzadeh?

Zwei Freundinnen brechen auf, um eine Nacht lang in ihrem dicken Oberklasseschlitten ziellos durch Teheran zu cruisen, und sind dabei die Coolsten. Bis sie zu sehr zu Michael Jackson abhotten und einen anderen Verkehrsteilnehmer rammen. Dieser läßt sich gerne für den Schaden ausbezahlen, doch die Automaten spucken diese Nacht kein Cash aus. Ein Fremder hilft, bezahlt den Mann und erwartet dafür, ein wenig durch die Gegend gefahren zu werden. Leider scheint er nicht ganz sauber zu sein.

Aha, klassisches Horrorklischee. Junge, attraktive Hedonisten geraten in die Klauen eines wahnwitzigen Killers. Aber ganz so direkt ist ATOM HEART MOTHER (Atomic Heart) nicht. Und darum geht es auch gar nicht. Die Thrillerelemente, die im Laufe des Films heraufschwappen, sind auf einer Linie mit dem thematischen Überbau, der in seiner leichtfüßigen, komödiantischen Frühphase errichtet wird. Er taucht die Frage nach der iranischen Atombombe in träumerische Surrealität. Des Regisseurs filmisches Alter Ego, ein Freund der zwei Mädels, fährt ein Stück mit und erzählt einen Traum vom verzweifelten Drang, seine Zigarette zu entflammen - und wie das brennende Teheran die Lösung seines Problems ist.

Überhaupt wird viel gelabert. Es ist ein Laberfilm, der zum Großteil im Inneren eines Autos stattfindet, ein Auto, das durch politische Landschaften streift und dessen kokonartige Abschottung zur Außenwelt dabei nach und nach kompromittiert wird. Glücklicherweise findet dabei gerade noch genug Handlung statt, um den Zuschauer bei der Stange zu halten und sich nicht vollends in den abstrakten Gedankenwelten seiner Protagonisten zu verlieren.

ATOM HEART MOTHER: DER FILM ist ein faszinierendes narratives Experiment, technisch kompetent, wahre Künstlerkacke, und hat sich das Prädikat Avantgarde redlich verdient.