Die Faszination mit der Stadt Berlin zu erklären oder die Liebe zu ihr zu rechtfertigen, ist eine Aufgabe, mithilfe deren versuchter Meisterung Generationen von Autoren eine beachtliche Chronik des Scheiterns zusammengetragen haben. Sich vom schweren Schachtelsatz nur behäbig lösend und sich dabei der grammatikalischen Unsitte des Perfekts bedienend, gibt der Autor hier zu Protokoll, sich nicht bei den seinesanderen einreihen zu wollen und es gar nicht erst zu versuchen. Außerdem ist hier niemand in irgendeine Stadt verliebt, das wäre ja peinlich.
Dennoch ist dieses irrationale ach-wie-toll-die-Stadt-doch-ist-Gefühl auch Auslöser einer ganz erstaunlich erbaulichen »Szene«, genauer gesagt gleich mehrerer. So wie hier subkulturell quasi jeder irgendwie vertreten ist, ist auch für jeden was dabei. Auch kulinarisch.
Montag: Sushi und so. Das Ishin in der Mittelstraße in Mitte. Eine Restaurantkette.
Dienstag: Nix besonderes.
Mittwoch: Dahiwala im Amrit in der Oranienburger Straße, Mitte. Auch eine Kette. (Lustige Notiz: Das zweite Amrit ist in der Oranienstraße. Geschickt eingefädelt, die Herrschaften! (Es gibt noch mehr, haben aber nichts mit Oranien zu tun. Also auch nicht lustig.))
Donnerstag: Gutscheine gegen Burger bei McDonald's, Zoologischer Garten. Ebenfalls eine Kette.
Freitag: Schweinebraten bei Privat.
Samstag: Tapas mit und ohne Tapenade.
Das soll jetzt natürlich keine Anleitung sein, sondern lediglich ein Protokoll. Nicht empfohlen werden Currywurst und Kartoffelsalat. Geht zwar prima zusammen, aber erstens ist Berliner Kartoffelsalat komisch und Currywurst zweitens ungesund und in Berlin, der Hypeheimat der Currywurst, genau denselben Qualitätschwankungen unterworfen wie überall sonst auch.
Besonderheiten der Stadt: Hauptstadt inkl. Regierungssitz, haufenweise Wahrzeichen (Tor, Turm, Bär), übersichtliche ÖPNV-Pläne, mehrere Zoos (zwei) plus einen »Tiergarten«, der keiner ist. Wohlstandsgefälle. Sonst noch was? Natürlich, jede Menge. Aber dafür ist hier kein Platz.
Dieser Artikel ist ALT. Er erschien zuletzt im nicht mehr existenten Lifestyle-Blog remede.de.