H. wie Hängt (das nur zusammen)

 

H. ist der dritte Film von Rania Attieh und Daniel Garcia, dauert knapp über 90 Minuten und ist in Farbe. Er ist gut.

Weltuntergangsstimmung herrscht in Troja oder auch Troy, New York. Betroffen sind davon Helen (Robin Bartlett) und Helen (Rebecca Dayan), die ganz zufällig den gleichen Namen haben. Ihre Geschichten, welche hier abwechselnd erzählt werden, kreuzen sich nur thematisch. Beide haben psychische Probleme rund um Babys und Männer.

Helen 1 und ihr Mann Roy sind im Rentenalter. Wir wissen nicht, was schiefgegangen ist, daß sie mit einer Babypuppe Mutter spielt und jene überall mit sich herumführt. Roy nimmt es hin. Helen 2 hingegen erwartet ein echtes Baby. Ihr Freund Alex ist davon nicht weniger belastet, als Roy von der Puppe. Vielleicht ist er deshalb fremdgegangen. In jedem Fall ist die Atmosphäre in beiden Haushalten bedrückt.

Die gute Nachricht: Sowie hier reichlich Spielraum für verkopfte Analyse geboten wird, ist die Kenntnis griechischer Mythen trotz hoher Symboldichte und Paraphrasierung für den Genuß dieses Werks nicht erforderlich. Stattdessen ist hier ein narrativ und fotografisch kreativer Mix aus Charakterportraits und Akte-X-Szenario zu beobachten, der gerade genug surreale Elemente einwirft, um die Plausibilität der Welt und seiner Bewohner in Frage zu stellen, ohne dabei geradewegs in Fantasy-Gefilde abzugleiten. Während die Protagonisten ihrem teils mehr, teils weniger gewöhnlichen Alltag nachgehen, erzählt das Fernsehen von Meteoriten, Männer haben unerklärliche Kopfschmerzattacken, und alle verlieren gelegentlich das Bewußtsein. Derweil schwimmt der riesige abgetrennte Kopf einer Statue flußabwärts. Und weil das alles in Troja oder auch Troy, New York spielt, spukt auch noch ein mysteriöses Pferd durch die Gegend.

Hervorragend: das Tempo. Hier ist kein Moment zu lang oder zu kurz. Entsprechend ist die Informationsmenge natürlich auch exakt richtig. Komplexe, ergreifende Figuren, die in der ihnen gegebenen Zeit eine glaubhafte Entwicklung vollziehen, sich aber nie ganz erklären. Ereignisse, die ebenso real wie erträumt sein können. Der schauerliche Soundtrack rundet die Sache nicht ab, sondern verleiht ihr erst Kanten. Eine Gratwanderung zwischen Mystik und Wirklichkeit.

Worum es im Kern eigentlich geht, kann hier nicht verraten werden. H. muß entdeckt, erlebt und erfühlt werden - das alles mit gebührender Subjektivität.