Der internationale Titel von LA FRENCH lautet THE CONNECTION, und da haben wir es auch schon: Es geht um den großen Kampf zwischen Räubern und Gendarmen am Schauplatz Marseille. Die Räuber sind natürlich nicht ganz so harmlos, sondern eine skrupellose Drogenmafia rund um den unfaßbaren Gaëtan Zampa (Gilles Lellouche), während auf Gendarmenseite der frisch beförderte Untersuchungsrichter Pierre Michel (Jean Dujardin) vor Ehrgeiz strotzt. Originale Fernsehschnipsel erinnern an die Echtheit der Ereignisse: Zampa und Michel sind reale Personen aus der Spätzeit der French Connection, LA FRENCH eine fiktionalisierte Nacherzählung in der Tradition großer Crime-Thriller.
Beide Seiten des Krieges finden hier gleichermaßen Aufmerksamkeit. Dabei liegen die Sympathien des Films natürlich ganz bei den Gesetzeshütern und Pierre Michel, der eine persönliche Obsession mit der Jagd nach Zampa entwickelt und damit auch das Privatleben mit seiner Familie arg strapaziert. Michel, der "French Cowboy", ist der Dirty Harry der Operation - wobei seine Waffe kein Schießeisen ist, sondern Unnachgiebigkeit und ein freizügiger Umgang mit Strafverfolgungsmethoden, deren Legalität nicht immer gewährleistet ist. Dujardin, der ohnehin toll ist, füllt seine Rolle mit dem notwendigen kantigen Charme, auf den das Publikum total abfährt. Mach sie fertig, Cowboy!
Die überzeugendste Leinwandpräsenz bringt aber Lellouches Verkörperung des Drogenpaten hervor. Gaëtan Zampa hält seine perfekt organisierte Bande mit Angst beisammen. Weil es niemand wagt, ihn zu verraten, zieht sich die Jagd nach ihm zum Frust der Fahnder über Jahre hin. Lellouche muß dazu keine Gewaltausbrüche demonstrieren; sein Zampa ist gefaßt und berechnend. Und doch: sowie sich die Schlinge des Gesetzes nach und nach um ihn herum zuzieht, degradiert die coole Erscheinung immer mehr zur Maske. Wenn es dann doch noch zum Ausbruch kommt, ist dies nicht nur logische, sondern emotionale Konsequenz aus der starren Miene zum bösen Spiel.
Regisseur (und Drehbuch-Coautor) Cédric Jimenez macht mit LA FRENCH alles richtig: hervorragendes 70er Jahre Setdesign im sonnigen Marseille samt passender Musikauswahl aus der Welke der Chanson und der Blüte der Disko, pointierte, kompetente Action, schnippische Dialoge und viel Dynamik in der Interaktion seiner Charaktere. Unter all der opulenten Inszenierung und ergreifenden Dramaturgie ist das entscheidende Kompliment aber, daß man LA FRENCH seine gehobene Laufzeit von 135 Minuten zu keiner Zeit anmerkt.