DER BUNKER: Eine uralte Unke unkt

 

Die Groteske kehrt alle Jahre wieder. Als ungestüme Mischung aus Rätselspiel, Horror und beknackter Komödie ist DER BUNKER dran, natürlich ein gutbürgerlich deutscher Film, dessen titelgebender Schauplatz nur ein Zufall aus dem Produktionsprozeß ist, denn eigentlich hätte das ganze auch einfach irgendwo in einer Hütte spielen können und sollen - Hauptsache abgeschieden. Denn Abgeschiedenheit ist es, die "der Student" (Pit Bukowski) sucht, um in Ruhe seiner Arbeit am Higgs-Teilchen nachzugehen. Aber falsch gedacht: Alsbald wird der Student von den Hauseignern dazu eingespannt, ihren unterbegabten Sohn Klaus (im Film 8 Jahre, gespielt vom 30-jährigen Daniel Fripan) zu unterrichten, denn dieser braucht die bestmögliche Ausbildung, um eines Tages Präsident werden zu können.

Ein Kammerspiel mit nur 4 Personen, klassisches Szenarium für dramaturgische interpersonelle Wendungen. Der Student, in Bezug auf seine ach so wichtige Arbeit vielleicht ein wenig verschroben, ist dennoch der rationale Anker, der gesunde Publikumsverstand, durch dessen Linse drei noch irrwitzigere Charaktere zu betrachten sind. Die Eltern verfügen über einen Dachschaden, der sie nicht nur komisch, sondern auch bedrohlich macht. Es steht die Frage im Raum, ob die Scharade gar auf etwas abgründigeres hinausläuft, als eine außerirdische Wunde namens Heinrich, die an Mutters Bein klafft.

Will der DER BUNKER mehr sein will als Blödsinn auf hohem Niveau? Ein Spannungsbogen ist zwar da, doch der erschlafft irgendwann. Klaus lernt etwas wichtigeres als die Hauptstädte der Welt - die Entwicklung eines eigenen Willens und die Freude an seiner Durchsetzung. Die Eltern, zunächst einzig daran interessiert, dem Nachwuchs die Bildung buchstäblich einzuprügeln, finden vielleicht wieder zueinander, wenn jener erst aus dem Haus ist. Und der Student, der diese banale und alltägliche Entwicklung mit Gewalt erzwingen will, wird zum Hofnarr reduziert.

Doch was immer man dem Bunker an sozialkritischer Lesart aufzwingen will, gilt es, seinen Panzer großen und groben Unfugs zu durchdringen. Nikias Chryssos tut gut daran, nicht Helge Schneider und Loriot als Vorbilder zu zitieren - das tun ja schon Kritiker ohne Fantasie. Ist auch nicht nötig. Sein Film ist stilsicher und komisch genug, um nicht Höheres anstreben zu müssen. Leistung befriedigend, Versetzung ungefährdet.