THE DEAD LANDS: Der Saft gibt die Kraft

 

Neuseeland, Anno Dazumal. Land der Vögel und Echsen. Heimische Säuger sind Fehlanzeige, es sei denn, man zählt Māori dazu - Ureinwohner. Komplett in Wildensprache gehalten, präsentiert Toa Fraser (Regie) eine Rachegeschichte, die aus bewährten Konzepten wie Ehre, Ruhm und Ahnenhuldigung schöpft. Entsprechend ist die Gewalt ebenso sinnlos wie blutig.

Der Clan des knapp 16-jährigen Hongi (James Rolleston) wird unter einem fadenscheinigen Vorwand von Wirepa (Te Kohe Tuhaka), dem blutrünstigen Thronfolger eines Rivalenstammes, niedergemetzelt. Der des Kampfes ohnmächtige Hongi entkommt dem Massaker auf unrühmliche Weise. Aus Rache und zur Ehrenrettung folgt er Wirepa und seinen Mannen auf deren mehrtägigen Heimweg, der sie durch verbotenes - verfluchtes - Land führt. Hier treibt ein fleischfressendes Monster sein Unwesen, der letzte Krieger eines verlorenen Stammes, dessen Bündnis Hongi ersucht, um gemeinsam Jagd zu machen.

THE DEAD LANDS will kein trockenes indigenes Aufklärungskino sein. Die Mission ist Vergeltung, das Mittel ist Kampfsportaction in der Choreographie der schnellen Schnitte, wenngleich hier mehr womöglich sogar mehr gewesen wäre - Action, nicht Schnitte. Während langer, besinnlicher Ruhephasen wird im gesprochenen Wort heraufbeschworen, was die Gesellschaft der rivalisierenden Māoribanden antreibt. Insbesondere das Reich der Ahnen wird in spirituellen Mystizismus getaucht. Man ißt Pilze, um in fantastisch angereicherten Bildern mit den Toten zu kommunizieren. Der Dialog wirkt - zumindest in den Untertiteln - zuweilen überraschend unzeitgemäß und schnippisch, ist in dieser Form aber auch nicht unwillkommen. Und wenn dann doch endlich wieder geprügelt und geschlachtet wird, spritzt das Blut auch befriedigend großzügig.

Seltsam ist aber, daß all jene Zeit zwischen den Paukenschlägen nicht besser genutzt wird, um die Fortentwicklung des jungen Hongi glaubhaft zu machen. Dieser beginnt als sanfter Knabe und muß sich schließlich zu Ende einen Showdown mit dem Oberbösewicht liefern - ein Übergang, der nicht viel mehr als eine knappe, wenngleich amüsante Trainingssequenz einwirft und wenig überzeugend daherkommt.

So sehr die Einfachheit der Geschichte und ihre beschränkte Ambition dem Zusammenhalt des Films zuträglich sind, so sehr ist ihre Verortung im urbewohnten Neuseeland nicht viel mehr als ein Stilmittel. THE DEAD LANDS hat unter der Fantasy und Martial Arts Fassade wenig substanzielles über sein Setting inklusive Bevölkerung zu sagen und versucht es auch nicht, weshalb hier auch kein bildlicher Beinbruch vorliegt, von der Bebilderung gebrochener Beine auf der Leinwand ganz abgesehen. Ein Gewinn für die Individualität dieser Geschichte nebst anderer, sehr ähnlicher Filmgeschichten ist immerhin die komisch aufgebauschte Mimik ihrer Darsteller, die große Mengen Zungenflattern und aufgerissener Augen enthält. Und Neuseeland, beliebter Drehort, wann immer Aufnahmen unberührter Natur gebraucht werden, hat einmal Gelegenheit, sich selbst zu spielen.