Frankfurt a.M.

 

Frankfurt ist die bekannteste Stadt Deutschlands. Nicht in Deutschland, aber im Ausland. Frankfurter Börse, Frankfurter Flughafen, Frankfurter Allgemeine. Nur um den Zoo soll es diesmal nicht gehen.

Als Deutschlands internationale Fernverkehrsmetropole ist die Stadt, die von Eingeborenen und naseweisen Zuzüglern liebevoll »Mainhattan« gennant wird, erstaunlich klein. Im Grunde findet man in der Innenstadt auch nach Jahren alles sofort wieder, selbst wenn der einzige Besuch Jahre her ist. Außerdem sind die hohen Bürotürme prima Orientierungspunkte. Touristen sei dringend angeraten, zeitnah noch einmal hinzufahren, solange jene noch stehen.

Für die deutsche Finanzhauptstadt gehört Büroleerstand fest zum Profil. Im Bundesvergleich der Großstädte kann man sich hier seit Jahren auf den Spitzenreiterplatz mit einem Unnahbarkeit vermittelnden Vorsprung verlassen. Die Quote war im goldenen Jahr 2010 auf bis zu 20% geklettert und rangiert auch heute noch im soliden zweistelligen Bereich. Inzwischen ist es zwar etwas weniger geworden, weil endlich auch mal was abgerissen wurde, nicht weniger geworden sind aber die Büromieten; auch hier hält man die Spitzenposition im Bund. Eine Erklärung, wie das beides zusammengeht, möchten wir jedoch auslassen, denn Unkenntnis tut dem Spielspaß im Casinokapitalismus keinen Abbruch, sondern beflügelt diesen vielmehr in ungeahnt windige Höhen*. Entscheidend ist viel mehr, daß vom Willen zu mehr Türmen zwar Aufschub, aber keine Abkehr zu verzeichnen ist. Deswegen steht hier für die Einschätzung der Stadt ähnlich einem Tripel-A Fonds die Nachhaltigkeit im Vordergrund.

Frankfurt wird weiterwachsen, und zwar in die Höhe. Dabei war das ursprünglich alles mal ganz anders geplant. Als Frankfurt noch Hauptstadt werden wollte, waren Bauten, die der Höhe des Kaiserdoms zu nahe kamen, verpöhnt (dies ist in entgegengesetzter Richtung freilich auch heute so). Dann wurde aber glücklicherweise Bonn Hauptstadt und alles kam ganz anders. Die Zwillingstürme der Deutschen Bank, frei frankfurter Schnauze auch »Soll und Haben« betitelt, wurden gebaut. Davor und danach noch ein paar mehr. Gerade in der sprunghaften Neubesinnung der Stadtoberen auf Frankfurts Vergangenheit als Handelsstandort zeigt sich ulkigerweise die politische Tradition des ehemaligen Sitzes des Bundestags.

Nach diesem kurzen, rund 200jährigen Vorspann kann es also endlich losgehen. Das Spielprinzip ist trotz der ausschweifenden Story aber auffallend einfach gehalten. Gesteuert wird mit nur zwei Tasten, die für Gas und Vollgas stehen. Bevor der Spieler aber vollends in das zwar einfache, aber nicht weniger komplexe Gameplay (zu deutsch: Spielspiel. Manche Lehnworte sind berechtigt) eintauchen kann, fällt der Blick erst einmal auf die aufwändigen grafischen Spielereien mit all ihren ausgefeilten Spiegeleffekten und einer absurd hohen Zahl Polygone. Auch die massiven Explosionen, die nach zu langem Gedrückthalten der Vollgastaste schnell die gesamte Bildfläche einnehmen und auf der Lernkurve der Spielsteuerung ganz am Anfang stehen, sind optisch mehr als beeindruckend. Zu bemängeln ist allerdings die Entwicklung des Schwierigkeitsgrads von über lange Zeit sehr einfach zu plötzlich unschaffbar. Das ist frustrierend, und auch wer sich hier durchzubeißen vermag, wird letztlich von der zu kurzen Gesamtspieldauer enttäuscht sein.

Mieten oder Kaufen? Die Entscheidung ist der Kurzlebigkeit und Unausgewogenheit geschuldet und fällt diesmal eindeutig auf mieten. Noch besser ist es natürlich, wenn man Frankfurt erst einmal ganz unverbindlich bei einem Freund ausprobieren kann.

(*Dies war der offizielle Satz fürs Feuilleton, mit aufrechter Entschuldigung an den sprachstilistisch besonnenen Leser. Blüten dieser Art sind für die Verbreiterung der Leserschaft (zahlenmäßig) zwingend erforderlich; so fordert Expansionismus im journalistischen Bereich eben seinen Tribut.**) (**Normalerweise möchten wir auf Fußnoten in unseren Online-Publikationen gerne verzichten. Jedoch möchten wir auch dem zu verlockenden Vorwurf des sprachlichen Dekonstruktivismus durch überlange Klammertexte als Meta-Allegorie auf die weltwirtschaftliche Situation vorbeugend entgegenwirken. Ironischerweise wird der Haupttext aber auch durch überlange Fußoten dekonstruiert, da diese in der Regel sofort gelesen werden. Bis Sie hier durch sind, haben Sie doch längst wieder vergessen, worum es eigentlich geht.)

Dieser Artikel ist ALT. Er erschien zuletzt im nicht mehr existenten Lifestyle-Blog remede.de.