LA DISTANCIA: Die Welt ist Brecht

 

Drei übernatürliche Zwerge haben einen Job bekommen: In das alte Kraftwerk einzubrechen, um dort THE DISTANCE zu stehlen. Der Auftraggeber ist ein eingesperrter Künstler, dessen Besitzer der verstorbene Kraftwerkseigentümer war. Und auch sonst ist alles Unfug in Sergio Caballeros Machwerk, das irgendwo in Absurdistan in der ehemaligen Sowjetunion spielt.

Um es mit Max Goldt (Foyer des Arts) zu singen: Wie hängt das nur zusammen, wo liegt der tiefe Sinn? Man kann nicht sicher sein, ob ein solcher beabsichtigt war. Le filme ist durchsät von Eigenartigkeiten, die zwar zuweilen einen offensichtlichen humoristischen Zweck zu erfüllen durchaus im Stande sind, andererseits besteht kein Zweifel, daß etwa der japanische Lingus* (*kein echtes Wort) des dampfenden Eimers reines Stilmittel ist. Er ist in den Kamin verliebt und faselt gern Haikus daher. Die Tatsache, daß auch sonst niemand zum Sprechen die Lippen bewegt, humanisiert die beiden.

Unterteilt in sechs Tage, die willkürlich gewählte Deadline für den Job, nutzen die Zwerge ihre Superkräfte, um behutsam die Gegend auszuspähen, anstatt die Sache innerhalb weniger Minuten abzuhaken, wie es Ihnen (sic) möglich wäre. Freilich wäre dann keine Zeit, die Schönheit der entsättigten Krimlandschaft aufzusaugen. So zweckbefreit DIE DISTANZ zwischen Filmbeginn und Ende ist, so kompetent ist sie in Ihrer technischen Umsetzung. Fürwahr, der Weg ist das Ziel. Erträglicherweise ist dieser nicht allzu lang, und doch kommt das Ende zu abrupt, im Moment eines synergetischen audiovisuellen Crescendos. Aber egal, FOTY* (*film of the year) Material liegt hier eh nicht vor, und alles andere zählt bekanntlich nicht.

Wir schließen: Der singende Caballero wollte sich einfach mal ausspinnen. Unter meinen Fingernägeln spielt sich manches ab, lautet eine weitere Max Goldt Zeile. Man sollte allgemein wieder mehr NDW hören, zu welcher Foyer des Arts eigtl. gar nicht so richt. wirkl. dazugehören. Eine andere Möglichkeit ist, daß Monsieur C., der Künstler mit dem gebrochenen Österreichisch, einfach mal gern nach Japan möchte, sich aber das Ticket nicht leisten kann. Der ganze Film also Kompensation für einen kleinen Geldbeutel?

Sofern die Rückschau auf Дистанция hiermit endgültig aus der Bahn geglitten erscheint, ist die Arbeit des Kritikers vollbracht. Hart drückt ihm die Rückenlehne ins Kreuz und pressiert ihn, zum Schluß zu kommen. 6/10.