THINGS OF THE AIMLESS WANDERER: Buschomon

 

Eine junge Frau ist verschwunden. Was ist passiert?

Ein Möchtegern-Hemingway (Justin Mullikin), blond und blauäugig, durchstreift den Dschungel Ruandas in Faszination vor dessen Pracht. Auf seiner Fährte, nur in Lendenschurz, der schwarze Mann (Ramadhan Bizimana). Er trägt keine Einkaufstüte, aus welcher karikativer Porree ragt. In seiner Hand ist ein Speer. Er beobachtet, verfolgt, bläst das Kriegshorn. Doch nähern will er sich dem Weißen nicht. Schließlich trifft Hemingway auf Frau (Grace Nikuze). Schnitt.

Eine junge Frau ist verschwunden. Was ist passiert? Drei Hypothesen.

Regisseur und Autor Kivu Ruhorahoza verschweigt lange, worum es eigentlich geht und bemüht sich auf spektakuläre Weise, einen hypnotischen Sog aus Bild und Ton zu kredenzen. Ein Stoß ins Horn, und ein beinahe nahtloser Soundtrack begleitet THINGS OF THE AIMLESS WANDERER bis ins Ziel. Drei Charaktere, drei Geschichten, drei Hypothesen.

Die Frau ist tot - wahrscheinlich. Wie es dazu kommen konnte, wird dreimal erzählt. Jeder kann der Mörder sein. Doch eine eindeutige Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Stattdessen neue Fragen und ganz unerwartete Erkenntnisse aus dem gewaltsamen Zusammenprall der Kulturen. Der weiße Schöngeist suhlt sich in oberflächlichen, spekulativen Gedankenwelten, die sein Afrika-Journo ergeben - für ihn die große Mission, welche ihn vom schnöden Journalistentum abhebt. Ein Einheimischer ist mit seinen sexuellen Bedürfnissen im Unreinen. Zwischen beiden steht die Frau, Subjekt der Begierde, selbst zerrissen von heimischer Tradition und christlicher Mission.

Große Teile der knappen Laufzeit von 78 Minuten sind der Form gewidmet, während die eigentliche Erzählung aus wenigen Momenten viel Moment schöpfen muß. Wie immer ist das völlig in Ordnung, wenn jene Form so kunstvoll und überzeugend gefertigt ist wie hier. Es reicht, um dem Film Berechtigung zu verleihen; er ist als nachdenkliches, stimmungsvolles audiovisuelles Erlebnis funktional. Wer tiefer in seine Seele lugt, nimmt Aromen von kulturellem Konflikt und soziologischem Wandel im Herzen Afrikas auf. Anlasten muß man ihm allerdings, daß jene die Schwelle von wohlgehütet zu obskur zu überschreiten nicht drohen, sondern schon weit hinter sich ließen. Als Charakterstück ist er spät im Antritt und kurz im Abgang, doch was da ist, weiß Neugier zu wecken. Etwas schade ist es da, nicht mehr davon zu bekommen - doch womöglich ist es gerade seine Knappheit, die THINGS OF THE AIMLESS WANDERER schließlich wertvoll macht.