TAG: Vom Winde zerweht

 

Splatter und Pantyshots. TAG, nur einer von fünf Filmen, die Shion Sono dieses Jahr auf die Leinwand erbrochen hat, ist die Art unverblümtes, unbeschwertes Genremachwerk, das zum Fundament eines Fantasy Filmfest gehört. Als solches ragt seine Mission kaum über den reinen Unterhaltungswert hinaus - glücklicherweise, denn das offensichtliche Low Budget Projekt strotzt nicht unbedingt vor originellen Ideen.

Mitsuko (Reina Triendl) duckt sich im richtigen Moment nach einem Stift und hat Glück: Ein besonders schneidender Windhauch zerteilt den Schulbus sowie dessen gesamte Besatzung sauber in der Mitte, so daß schon nach wenigen Minuten das Blut lustig überzogen aus den offenen Unterleibern spritzt. Kurz darauf war alles nur ein böser Traum - oder auch nicht? Mitsuko kommt sich fremd in der eigenen Mädchenschule vor. Zum Glück kann sie sich auf die beste Freundin Aki (Yuki Sakurai) verlassen, die ihr gerne ihr Leben erklärt, so oft es sein muß. Denn natürlich bleibt es nicht bei der einen Blutorgie.

Normalerweise ist nach dieser Inhaltsangabe die Arbeit des Rezensenten getan, denn wen interessiert bei einer solchen Prämisse noch eine ernsthafte Kritik? Nun, wer nicht regelmäßig in den Genuß ausgelassener Männerabende kommt und seine Filme mit Bedacht wählen muß, mag mit TAG nicht unbedingt das Optimum herausholen. Nicht, weil es allzu einfach ist, den Film und seinen Macher im misogynen Lichte zu sehen - immerhin werden zuhauf knapp bekleidete Mädchen geschnetzelt. Nein, dafür sind Prämisse und Darbietung zu albern, zu frei von Bodenhaftung. Das Problem ist eher, daß Sono diesen Blankoscheck zu moderat ausfüllt. TAG ist, im Gegensatz zu den vormals gerne episch angelegten Werken des Regisseurs, eine eher knappe Angelegenheit, die im Tempo dennoch stellenweise träge daherkommt und zu oft vor der Glorie eines atemlosen Metzgersfestes zurückschreckt, um sich in dümmlichen Plattitüden zu verplappern. TL;DR: zuviel Gelaber, zuwenig Action.

Shion Sono, dessen filmischer Output sich in den letzten Jahren immer weiter beschleunigt hat, beweist nun also, daß er ebenfalls des belanglosen Mittelmaßes fähig ist und schließt damit endgültig zum großen Genreübervater Takashi Miike auf, der ja auch viel Schrott produziert. Das ist natürlich mehr ein Seitenhieb auf Miike als eine Kritik an Sono, der sein Oeuvre ja bereits mit einigen wirklich sehenswerten Perlen angereichert hat. Nur TAG gehört eben nicht dazu. Aber bei einer derartigen Filmschwemme aus der Hand desselben Regisseurs in solch kurzer Zeit mußte das ja passieren. Fazit: Wenn die Rente wackelt, hat der Künstler verkackelt.