(Überschrift)

 

Ein Zimmer. Darin Stühle, an den Wänden entlang aufgestellt. Eine Uhr ist nicht da. Aber ein Tisch mit alten Zeitschriften. Zwei Personen auf den Stühlen. Die eine schaut die ganze Zeit auf ihre Uhr. Dabei muß sie jedes Mal den Ärmel zurückziehen, weil dieser immer wieder herabrutscht. In dem Zimmer ist keine Uhr. Wahrscheinlich beabsichtigt. Die Person wippt mit dem rechten Bein, fummelt auch mal an ihrer Kleidung rum. Die andere Person hat keine Uhr. Sie sitzt nur so da, mit abwesendem Blick auf die Titelseiten der vor ihr ausgebreiteten Zeitschriften.

Die eine Person ist ungeduldig, man sieht es ihr förmlich an. Der Blick auf die Uhr, das Zuckeln an den Klamotten, das nervöse Beinwippen. Zeitschriften sind da, doch sie nimmt sie nicht auf, sie kann nicht, sie sind zu weit weg. Eine Zeitschrift könnte sie ablenken, sie ruhig stimmen, das Zehren lindern, Nervennahrung. Die andere Person ist noch da, doch sie sieht sie nicht, sie sieht immer nur die Uhr und wie die Zeit verrinnt, es ist eine Sanduhr. Die Zeit verrinnt viel zu langsam, das macht die Person wahnsinnig, in ihrem Delirium vergißt sie sogar, die Sanduhr umzudrehen. Ob ein größerer Durchlaß sinnvoll wäre, sie würde gern lesen, doch sie erreicht den Tisch nicht, sie müßte aufstehen, da plötzlich!

Jetzt sieht sie die andere Person, sie faßt einen Beschluss! Sie will sprechen, die andere Person bitten, ihr nach einer Zeitschrift zu reichen, doch ihr Mund ist trocken, sie erstickt fast! Wasser! Ein unterdrücktes Röcheln dringt aus ihr hervor, sie kann die andere Person nicht erreichen! Dann schafft der Schleim, was ihr unmöglich ist; sie spuckt die andere Person ganz voll. Die andere Person ist von oben bis unten mit Schleim bedeckt. Es ist ekelhaft, doch ihr Blick bleibt abwesend. Was mag diese Person denken? Die eine Person streckt verzweifelt eine Hand nach ihr aus, will etwas rufen, einen Verzweiflungsschrei. Da fällt ihr die Zeit wieder ein. Hastig, in einer überstürzten Bewegung, greift sie um sich. Glassplitter fliegen durch die Gegend, Sand wirbelt auf. Der Sand vermischt sich mit dem Schleim, so daß es noch ekliger wird. Jetzt sind auch die Klamotten der einen Person dreckig geworden, ihr Bein wippt immer hektischer. Es ist ein Kampf, sie kann sich kaum noch auf dem Stuhl halten. Sie schaut um sich, sieht den Tisch mit den Zeitschriften, sieht die Uhr, die nicht da ist, sieht die leeren Stühle. Sie reißt im Schmerz den Kopf empor, das war ein Fehler. Ein Gurgeln, dann ein dumpfer Schlag.

Als der Doktor aus dem Sprechzimmer kommt, ist es zu spät. Die eine Person liegt in einer Schleimlache am Boden, Glassplitter haben ihre Haut durchborsten. Die andere Person tanzt in seelenlosem Wahnsinn auf dem Tisch einen Regentanz. Die Sprinkleranlage geht los. Jetzt wird doch noch alles gut. Auch wenn die eine Person jetzt tot ist, so bleibt sie letztlich dennoch sauber.