BATTLES live: Warhammer

 

Schweiß, überall Schweiß. Dunkel färbt sich Johns Hemd. Der Schlagzeuger ackert am meisten diesen Abend. In der Wärme der Scheinwerferstrahlen bilden sich Bäche der Transpiration; Wasserfälle, als John aufsteht. Entspannt klöppelt er auf dem hoch hängenden Becken, welches sonst gewaltsame Schläge von unten gewohnt ist. Die Härte steckt im Namen. Stanier, so der Nachname des Johns, bedient die Kriegstrommel, die das Fußvolk vorantreibt; es handelt sich um Tanzfüße. Im Gegensatz zum Bühnengeschehen wippt man auf dem Floor völlig unkoordiniert umeinander.

Die immerschräge Melodiebegleitung kommt von Jan, oder "Ian", wie der Engländer sagt. Ian William, fürderhin kurz Willy genannt, ist ein Exzentriker, der sich beidseitig mit schräg gestellten Keyboards umgibt, denn alles andere wäre laaangweilig und einfach kein Anblick. Dazu trägt er eine Gitarre. Sie hängt knapp unter der Brust, um nicht ständig an die Keyboard anzudotzen, die Willys Bewegungsfreiheit eingrenzen. An der Bewegung umso ungehinderter ist der knülle Pöbel, der sich weder von der Schräge der Keyboards, noch von der Schräge der darauf erzeugten Klänge irritieren läßt. Manche können einfach zu allem tanzen.

Alldieweil verbringt Dave Konopka beträchtliche Zeit am Boden. Nicht der Boden-Boden freilich, sondern der Bühnenboden, wo er dreinschaut, als sei er im Permasoundcheck. Es wird an allerlei Reglern gedreht und auf unidentifizierbaren Gerätschaften gearbeitet. In Wahrheit ist der Tüftler Taktgeber. Statt des Tickens im Ohr gibt es Loops live aufgezeichnet. Das mathematische an diesem Rock ist es, nicht nur präzise zu sein, sondern den Shit am Dampfen zu halten. BATTLES setzen im Laufe des Konzerts nur dreimal zum Kaltstart an, ansonsten läuft die Mucke durch. Die Pausen für den überarbeiteten Drummer sind rar. Damit alle sehen können, was er leistet, sitzt er vorne mittig und nicht irgendwo hinten rechts verstaut, wie bei anderen Truppen üblich. Die erste Reihe labt sich reichlich an seinen Flüssigprojektilen.

Gesungen wird nicht. Dafür wäre erstens keine Zeit, schließlich wird hier gearbeitet, zweitens kein Personal. Sänger sind bei BATTLES Gäste. Es gibt Videowände, auf denen die Hackfressen der Stimmgeber liebevoll projiziert werden, während ihre Stimme vom virtuellen Band laufen - auf anderen Konzerten, auf größeren Bühnen. Nicht jedoch heute im kleinen Columbiatheater. Macht nichts, trotzdem geil.

Das neue Album beinhaltet angeblich lauter alte Stücke, alt geschrieben. "Hits" gibt es bei dieser Musik aber ohnehin eher weniger, und ein neues Album klingt da entsprechend auch dann nach einer Fortsetzung des etablierten Gesamtwerks, wenn es sich eigentlich um ein Prequel handelt. Und in der Art, wie BATTLES live ihr Oeuvre zur fortlaufenden Komposition verzwirbeln, verliert das Einzelstück ohnehin ganz an Bedeutung. Dazu paßt dann auch, daß als Opener erst einmal ein paar DJs an den Start gehen. Was aufgebauscht wird, ist ein Rausch. Auf der Bühne schwebt Rauch oder auch Nebel. Nebelgeschwader schwadronieren in der Schwärze der Nacht. Fischers Fritze frischt frische Frische.